Sonntag, 6. April 2008

nachricht von fern.

eintrag vom 5. april 2008

ich bin immer noch in delhi.
jetzt wohne ich seit 6 monaten in der gleichen wohnung, habe schon zwei neue nette mitbewohnerinnen, aanchal und wibke, und irgendwie hat sich alles etwas beruhigt.
ich sitze am schreibtisch, denn weit komme ich auch nicht wegen dem gips an meinem linken fuss. ich schreibe an meiner abschlussarbeit, esse, trinke, treffe mich mit freunden, habe einen ganz normalen alltag. hier in indien, wo man jeden tag trotzdem noch tausend dinge sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt. und irgendwie klappt es tatsächlich, sich einen alltag zu basteln.
warum auch nicht, fragt man sich eigentlich?
weil es in indien irgendwie trotzdem noch was anderes ist. irgendwie ist es schneller, weil hier ein ständiges kommen und gehen ist. delhi ist eine internationale metropole, eine internationale drehscheibe für südasien. dessen größtes land ist indien. und in dessen hauptstadt sitze ich gerade und tippe diese email. bei donner und regen. wie schön. der erste tropfen wasser auf den staubfleck delhi. nach 5 monaten. danke.
ich arbeite seit zwei monaten ein bisschen als nachhilfelehrerin in deutsch als fremdsprache und verfasse eine tourismuswissenschaftliche marktanalyse für die österreich werbung. gleichzeitig wird das meine bachelorarbeit, mit der ich meinen freunden schon seit monaten auf die nerven gehe. ich befasse mich nun also mit indien in einer art und weise, in der ich es vorher noch nie getan habe. hier geht es nicht um geschichte und gesellschaft (zumindest nur am rande). hier geht es um analysen, studien, hochrechnungen, statistiken, etc. indien, die aufstrebende wirtschaftsmacht des südasiatischen kontinents.
wie hoch war das wirtschaftswachstum in den letzten 15 jahren, wie groß das BIP, wer regiert hier und wie, wie hoch ist die analphabetenrate, indien und medien?, wer fährt in den urlaub und wann, wohin, wie lange, in welche bundesländer (österreichs) wird gefahren, was wird gegessen, was nicht, wer kocht für die indischen touristen in österreich?
es ist eine neutrale analyse des indischen marktes im hinblick auf sein potential im internationalen tourismusgeschäft. ständig befasse ich mich also mit irgendwelchen zahlen, die ausdrücken, wieviel "indien eigentlich wert ist ", zum beispiel für österreichische reiseveranstalter in österreich.
ständig wirtschaft, nix mit lesen von geisteswissenschaftlichen texten, die platzhalter haben für eigene gedanken.
die muss man sich hier zwar auch machen, aber alles funktioniert wesentlich systematischer und geht irgendwie nur in eine richtung, endziel: geld machen.
und möglicherweise viel, wenn man es richtig anstellt und den prognosen glauben schenken darf, wie es überall heisst. modernes hightech indien an jeder ecke, und ach ja, die liebe wirtschaft. jaja... und der ochsenkarren mit 25 plastikfässern auf dem karren steht eben trotzdem noch auf der stadtautobahn der hauptstadt auf dem seitenstreifen. mit dem ochsen, liegend, vor dem karren und dem ochsenkarren-wallah, auch liegend, auf dem karren.
es ist ein neues bild von indien, was ich hier grade in meinem kopf zeichne. eine weitere facette des landes, die ich hier kennenlerne. und der begriff "land" hat für mich eine vollkommen neue bedeutung bekommen. raum und zeit werden neu definiert. indien ist riesig und seine infrastruktur ist eine katastrophe. 31 stunden für 1.300 km sind bei 40 grad und ohne ac einfach wirklich hart... und lang.
nur superlative, rekorde, überschreitungen von rekorden und noch mehr superlative ist derzeit mein haupt-input.
und wenn man auf die straße geht, nachdem es geregnet hat, dann muss man sich von trockeninsel zu trockeninsel retten, wenn man nicht durch den matsch latschen will. modernes hightech indien mit traditionellem ollem schlamm am straßenrand.
hier in unserer straße in vinoba puri gibt es drei shops. und wir gehn meistens zu gopal um einzukaufen. denn gopal ist der netteste der drei ladenbesitzer. er hat seinen kids ein supernintendo gekauft, seitdem sieht man sie gar nicht mehr auf der straße. als katharina und ich neulich da waren, um milch und eier zu kaufen, ertappten wir uns dabei, wie wir den song von "super mario land" beide leise mitsummten. ich weiss nicht, ob ich mich freuen soll, in indien die supermario melodie zu pfeifen, weil ich auch mal damit gespielt hab, oder ob ich mit einer träne im auge die entwicklung verfolgen soll, dass die kinder ihren computer ihren freunden auf der straße vorziehen.
der laden ist ein winziges räumchen, in dem man alles bekommt, was man auch in deutschland sonntags an der tanke kauft, in maximal 2facher ausführung und es gibt meistens nur eine sorte. bei klopapier stört mich das nicht, aber bei schokoriegeln würde ich mir manchmal wenigstens EINE andere sorte wünschen.
man kann nicht alles haben, und normalerweise nehm ich sowas gar nicht wahr, in schwachen momenten dagegen sehr.

was mach ich sonst?
im augenblick muss ich viel planen (flüge buchen, reiserouten checken), mit meiner mitbewohnerin quatschen, in parks spazieren gehen, wenn das wetter "mitspielt" und die sonne vom smog mal verdeckt bleibt. außerdem:
in die himalayas fahren, meine ba arbeit zu ende tippen, auf die andamanen rauschen, nach kalkutta und darjeeling fahren, schliesslich wieder irgendwo in den himalayas enden, in irgendeinem yoga ashram im lotus sitz ruhend, dann zurück nach delhi, im juli nach eritrea -auf die (zweite) hochzeit meines bruders (mit der gleichen frau natürlich, wie romantisch- sie heiraten sich nochmal), dann wieder nach delhi, organisieren, was organisiert werden muss, nach kerala rattern (wenn alles klappt, wie ichs mir vorstelle und ich den platz für ein praktikum bekomme)....und dann?
hoffentich dort sein, an einem ruhigen ort in einem hotel in der nähe vom meer, in dessen konzept auch elemente des nachhaltigen tourismus integriert werden. will sagen: keine chemischen reinigungsmittel, gemüse und obst aus eigenem anbau, integration der örtlichen bevölkerung in die arbeitsprozesse rund um und in der anlage (will sagen, dass auch leute aus der näheren umgebung dort arbeiten; beispielsweise im ayurveda geschult werden und dies wiederum an den hotelgästen anwenden)
Klingt das nach paradies und gibt es einen haken?
oder endlich alles fair, alles umwelt, alles öko und politisch korrekt?
abwarten und cay trinken. erstmal den nächsten tag wieder bestreiten, seit einer woche ja nun mit (pinkem) gips an linkem fuss. mal wieder haben mich meine ohnehin zu langen bänder meiner fussgelenke hängen lassen und nicht aufgefangen, als ich umgeknickt bin... und so schleppe ich mich nun mit einem pinken klumpfuss, wie das kunstwerk getauft wurde, durch den indischen straßenverkehr.

aber passt schon alles im augenblick.
ich melde mich bald wieder.


viele grüße und phir milenge.

eva

Montag, 24. Dezember 2007

krismas!

namasté,
auch ich lass es mir nicht nehmen und nutze die chance, viereinhalb stunden vor deutschland zu sein und somit vielleicht die erste, die den
obligatorischen weihnachtsgruß 2007 um die welt sausen läßt.
also dann, frohes fest, tolle geschenke, gutes essen, liebe verwandte,
funkelnde kinderäuglein und natürlich besinnlichkeit. einen guten rutsch in
2008. denkt ma an mich, ich denk an euch.

hallelujah.

anbei: leider haben wir keinen weihnachtsbaum bei uns, deswegen muss der
von mutterns weihnachtskarte reichen! man möchts mir nachsehn... ;)

naya saal mubarak,

die eva